
Annehmen lernen – wenn das Leben anders kommt als gedacht
Über die Kraft des Annehmens, wenn nichts mehr ist wie vorher – und wie wir trotz Schmerz, Zweifel und Widerstand wieder Vertrauen fassen und neue Wege gehen können. Wie du in schwierigen Zeiten Kraft, Klarheit und innere Freiheit findest.
Es gibt Zeiten im Leben, da scheint nichts mehr zu passen. Pläne platzen, Beziehungen zerbrechen, eine Diagnose trifft uns unvorbereitet, Menschen verlassen uns. Manchmal verändert sich etwas so grundlegend, dass man kaum noch weiß, wer man eigentlich ist – oder was noch sicher ist. Und oft ist es genau das: Man hat sich das nicht ausgesucht. Es ist einfach passiert. Mitten ins Leben hinein. Wir wählen diese Ereignisse nicht, aber was wir immer wählen können, ist unser Umgang damit. Und genau darin liegt unsere Kraft. In der bewussten Entscheidung: Ich nehme an, was ist – auch wenn es gerade schwer ist.
Tara Brach
Was bedeutet annehmen – und warum es so schwer ist
Annehmen ist kein kognitiver Akt. Es ist kein „Ich weiß ja, dass das jetzt so ist.“ Denn das sagen wir oft – aber spüren etwas ganz anderes. Der Körper ist angespannt, das Herz verschlossen, das Gefühl voller Widerstand. Das Denken erkennt etwas, doch das ganze System bleibt in Abwehr. Annehmen heißt nicht, dass es uns egal ist. Es heißt auch nicht, dass wir aufgeben. Es heißt nur, dass wir aufhören, gegen das zu kämpfen, was bereits geschehen ist. Dass wir den inneren Widerstand loslassen – und genau das ist oft die schwierigste Übung überhaupt.
Widerstand kostet viel Kraft
Jeder Mensch kennt das: Ein inneres „Nein“ zu einer Realität, die längst da ist. Das kann ein Ende sein, das wir nicht wollten. Eine Entscheidung, die nicht rückgängig zu machen ist. Oder ein Gefühl, das wir lieber nicht fühlen wollen. Und doch ist es da. Widerstand bindet Energie. Das Festhalten an dem, wie es hätte sein sollen, erschöpft uns. Weil wir versuchen, das Unveränderliche zu kontrollieren. Und Kontrolle ist eine Illusion – vor allem in Momenten, in denen das Leben uns überrascht. Was stattdessen hilft, ist Vertrauen. Nicht ein blindes „Alles wird gut“, sondern ein leises inneres: Ich werde einen Weg finden. Auch wenn ich jetzt noch nicht weiß, wohin.
Annehmen auf allen Ebenen:
Kopf, Gefühl und Körper
Wir können nur ganz annehmen, wenn alle Ebenen mitkommen: der Verstand, das Herz und der Körper. Es reicht nicht, etwas zu „verstehen“. Es reicht auch nicht, wenn wir unsere Gefühle nur analysieren. Und auch körperlich kann Anspannung ein Zeichen sein, dass etwas noch nicht integriert ist.

Kopf - den inneren Dialog erkennen
Oft läuft in uns ein ständiger Monolog ab: „Das darf nicht sein“, „Das hätte nicht passieren dürfen“, „Ich hätte anders reagieren sollen.“ Diese Sätze halten uns im Widerstand. Der erste Schritt ist, sie überhaupt zu bemerken. Und dann sanft zu ersetzen mit:
- „Es ist geschehen.“
- „Ich darf traurig sein.“
- „Ich kann lernen, damit zu leben.“

Gefühl - das Fühlen zulassen
Gefühle, die wir nicht fühlen wollen, bleiben stecken. Sie warten darauf, dass wir ihnen Raum geben. Und oft kommt die Annahme erst, wenn wir bereit sind, wirklich zu fühlen. Das kann bedeuten:
- Tränen fließen lassen.
- Wut spüren, ohne sie zu bewerten.
- Hilflosigkeit aushalten, ohne sie sofort ändern zu müssen.
Gefühle wollen nicht weggemacht werden. Sie wollen gehört, gespürt und gehalten werden!

Körper - Spannung loslassen und Präsenz üben
Unser Körper spricht oft zuerst. Vielleicht merkst du eine Enge in der Brust, Druck im Bauch, Anspannung in den Schultern. Diese Signale sind keine Störung – sie sind Wegweiser.
Übung zur körperlichen Annahme
Setz dich still hin. Leg eine Hand auf dein Herz, eine auf deinen Bauch. Atme langsam ein und aus. Sage innerlich:
„Ich bin hier.
Ich atme.
Ich bin bereit, Schritt für Schritt anzunehmen.“
Spüre, wie dein Körper reagiert. Ohne Druck. Einfach da sein.
"Annehmen ist kein Ziel, sondern ein Weg, den wir jeden Moment neu wählen. Mal gehen wir zögernd, mal mutig – Schritt für Schritt, in der Zeit, die es eben braucht."
Warum es so lange dauern kann, bis man innerlich wirklich annimmt
Viele Klient:innen berichten mir, und ich kenne das selbst: „Ich weiß es ja eigentlich. Aber irgendwie kann ich es noch nicht wirklich annehmen.“ Und das ist vollkommen verständlich. Annahme ist kein Ereignis. Es ist ein Prozess. Oft einer, der in Wellen verläuft: mal bist du ganz in Frieden, dann kommt wieder Schmerz, dann Hoffnung, dann wieder Traurigkeit. Und das ist okay. Das ist menschlich. Gerade nach Verlusten, Trennungen oder Schicksalsschlägen braucht es Zeit. Manchmal Monate. Manchmal Jahre. Und auch das gehört zum Annehmen dazu: anzuerkennen, dass es dauert.
Was tun, wenn du etwas nicht annehmen kannst?
Wie du Schritt für Schritt lernen kannst, mit dem umzugehen, was schwer zu tragen ist und was dir dabei hilft, wieder Vertrauen zu finden.
Hier findest du 7 Impulse die dich auf deinem Weg zur Annahme in schwierigen Situationen unterstüzten können:
1. Erkenne an, dass es schwer ist
Sag dir selbst: „Es fällt mir gerade echt schwer, das anzunehmen. Und das ist okay.“
Das schafft Raum. Oft entsteht Entspannung, wenn wir aufhören, uns auch noch dafür zu verurteilen, dass es schwer ist.
2. Beginne mit kleinen Schritten
Du musst nicht sofort alles annehmen. Beginne mit einem Satz wie:
„Ich bin bereit, den Gedanken zuzulassen, dass ich vielleicht irgendwann annehmen kann.“
3. Sprich mit deinem inneren Widerstand
Stell dir vor, der Teil in dir, der sich wehrt, ist ein Kind. Frag ihn: „Was brauchst du gerade? Wovor hast du Angst?“
Meist geht es um Schmerz, den wir vermeiden wollen. Gib dir selbst liebevoll Trost – statt Druck.
4. Nutze Rituale des Loslassens
Zünde eine Kerze an. Schreibe auf, was du loslassen willst – und verbrenne das Papier. Oder geh in die Natur, nimm einen Stein als Symbol für deinen Schmerz, trag ihn ein Stück – und leg ihn bewusst ab.
Solche Rituale helfen dem Unbewussten, zu verstehen: Etwas darf gehen.
5. Erlaube dir, nicht zu verstehen
Nicht alles im Leben ergibt einen Sinn. Manchmal ist der Sinn das, was wir selbst daraus machen. Und manchmal braucht es einfach nur Mitgefühl – nicht Logik.
6. Fühle mit dem Körper – nicht gegen ihn
Beweg dich sanft, wenn du traurig bist. Gehe spazieren. Atme bewusst. Leg dich auf den Boden und spüre dich. Dein Körper gibt dir halt und hilft dir dich zu heilen.
7. Hole dir Unterstützung
Du musst das nicht allein schaffen. Ob durch eine:n Coach:in, Therapeut:in, Freund:in oder in der Natur – manchmal hilft es, sich begleiten zu lassen. Das Gefühl zu haben nicht allein zu sein, ist so heilsam.
Der Moment, in dem Annahme geschieht
Manchmal ist es nur ein winziger Moment: Man sitzt da, schaust aus dem Fenster und spürst plötzlich Frieden. Kein Widerstand. Kein Drama. Nur Stille. Und ein zartes Gefühl von: So ist es. Und es ist okay. Diese Momente kommen oft unerwartet. Man kann sie nicht erzwingen. Aber man kann ihnen den Boden bereiten – durch Hingabe, Selbstmitgefühl, und die Bereitschaft, ehrlich mit sich zu sein.

Wenn etwas endet, beginnt etwas Neues
Annahme ist oft der erste Schritt in einen neuen Abschnitt. Erst wenn wir aufhören, gegen das Ende zu kämpfen, kann das Neue wirklich entstehen. Das bedeutet nicht, dass alles sofort gut wird. Aber es bedeutet, dass etwas Neues wachsen darf. Wie nach einem Waldbrand plötzlich frisches Grün wächst. Oder wie nach einem dunklem Gewitter plötzlich ein Regenbogen am Himmel erscheint.
Wir können nicht wählen, was uns das Leben schickt. Aber wir können wählen, wie wir damit umgehen. Annehmen ist kein einmaliger Entschluss, sondern eine liebevolle Übung, ein Prozeß – mit dem Kopf, mit dem Gefühl und mit dem Körper. Immer wieder. Und wenn du merkst, dass es schwer ist – dann weißt du: Du bist auf dem Weg. Denn Annahme beginnt nicht beim perfekten Zustand. Sie beginnt genau dort, wo du jetzt bist.
Du wünschst dir Begleitung auf diesem Weg?
Wenn du das Gefühl hast, festzustecken oder nicht weiterzukommen begleite ich dich gerne auf deinem Weg. Ganzheitlich, in deinem Tempo, mit Herz und Tiefe.
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Alles Liebe 💛 Martina